Flösseln Saison 2004

Persönliches Essay zum Flösseln

Seit es auf den Sommer zugeht hört man immer wieder vom Flössele. «Gasch go Flössele?» «Chunsch au wider go Flössele?» «Wer chunt go Flössele? Guet wird’s Summer, chamer wieder go Flössele!»

Die letzten 3 Jahre war das Flössele kein Thema für mich, da ich jeden Dienstag in Zürich Schule hatte. Ich versuchte meine Fitness im Hallenbad/Freibad zu holen, mit dem Ergebnis, dass ich ständig mit den Ohren Probleme hatte. Da das auf die Länge nicht zum Aushalten war, löste ich ein Abo im Fitness- Studio. Doch dies wurde mit der Zeit richtig zur Qual, weil ich es hasste, mich bei schönstem Wetter in einem abgeschlossenem Raum mit Maschinen abzuplagen. Da konnte ich mir wirklich etwas romantischeres vorstellen. Nun ist die Schule vorbei, und ich kann endlich einen Versuch mit dem Flössele starten.

Die 1. Frage stellte sich: Was für einen Anzug nehme ich? Ich bekam einen älteren 7mm zum Anprobieren. Ich dachte, wenn er mir leicht zu gross ist, und etwas Wasser rein kommt, würde das vielleicht gehen. Doch die Schultern hatte ich bei den Ohren, an den Beinen reihten sich die Wülste aneinander und die Hände sah man nicht mehr. Also nicht leicht, sondern einiges zu gross, Ergebnis: unbrauchbar. Mein kürzlich erstandener 7-mm Halbtröcheler war auch keine Alternative was hiess, dass ich einen neuen kaufen musste. Nur schon beim Gedanken Tauchanzüge zu probieren geriet ich ins Schwitzen. Das Unterfangen hielt sich jedoch in Grenzen. Ich fing bei einem sehr preiswerten Modell mit probieren an. Und siehe da, für ein mal stand das Glück auf meiner Seite, er passte, und ich fühlte mich wohl darin, nicht so, wie ich kürzlich von Jemandem hörte: «Der Anzug passt perfekt, aber ich kann mich nicht mehr bewegen.»

Inzwischen war es Dienstag Abend. Vor lauter, was brauche ich alles, hätte ich bald das Picknick vergessen. Ein Blick ins Kühlfach, bestätigte zum Glück, dass da noch eine Wurst lag, und den Rest fand ich auch noch.

In der Badi angekommen, sammelten sich so einige vom TGH auf dem Parkplatz an. Kaum waren wir auf der Wiese, ging ein hektisches Treiben los. Beim Gedanken, die nächste Stunde im kalten Wasser zu verbringen, konnte ich dem inneren Drang, die Blase zu leeren nicht wiederstehen. Also klapperte ich die ganze Infrastruktur ab, bis ich die Toilette fand. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich der Gang, ausser meine Gedanken zu beruhigen, nicht gelohnt hatte. Zurück auf der Wiese waren schon fast alle umgezogen. Also fing ich eben so hektisch an, meine Sachen auszupacken. Dabei stellte ich mit Schrecken fest, dass ich meine Kopfhaube vergessen hatte. Sollte damit mein erstes Flössele bereits beendet sein? Als ich frustriert vor mich hin wetterte, ertönte es von rechts: «Ich habe eine 2. dabei, kannst diese haben.» und von links: «Kannst meine haben, dann nehme ich nur das Stirnband.»Überglücklich und dankend nahm ich das Angebot an und schätzte einmal mehr die Kollegialität und Hilfsbereitschaft im TGH. Als ich den Anzug anhatte, störte mich etwas am Hals und es dauerte einige Zeit bis ich merkte, dass das nur das Preisschild war. Nachdem auch ich endlich fertig angezogen war, und merkte, dass alle anderen schon weg waren realisierte ich, dass ich vergessen hatte jemanden zu fragen, wie man das Flössele eigentlich richtig macht.

Am Wasser angekommen, war niemand mehr zu sehen. Doch meine Rettung war, als ich Carla und Simon am Bädele erblickte. Konnte ich doch Carla mit meinen Fragen bestürmen: «Benutzt man beim Flössele auch die Arme wie beim Crawl? Oder wohin mit den Armen? Lässt man die Beine gestreckt? Biegt man den Rücken durch? Wo geht man lang? usw.»

Endlich konnte es losgehen. Ich legte mich aufs Wasser und ging voll Tatendrang los.
Ich versuchte alle Tipps von Carla zu befolgen, merkte bald das ich ganz verspannt war und lockerte mich und paddelte dazu ständig und kräftig. Bald kam ich mir wie eine Dampflokomotive vor, so schnaufte ich. Nach einiger Zeit fragte ich mich, wie die anderen jeweils wissen wo sie sind? Da kam mir in den Sinn, dass Carla sagte, ich soll dem Ufer entlang schwimmen. Also schaute ich auf. Oh je, ich war schon bald mitten im See! Beim Versuch ans Seeufer zu flösselen, schwamm ich im Kreis. Doch endlich sah ich den Boden und konnte sogar einige Eglis, Schleien und Brachsmen beobachten. Mit der Zeit schaffte ich es sogar, einigermassen die Richtung zu halten, ohne ständig nach oben sehen zu müssen. Unterdessen war ich lockerer und mässigte auch meine Beinbewegungen, denn plötzlich hatte ich die Treppen vor den Augen die ich am nächsten Tag bei der Arbeit x-mal im Tag hinauf und herunter musste, und ich hatte keine Lust dies mit Muskelkater zu tun. Bald kamen mir die ersten vom TGH entgegen. Ich beobachtete sie sehr genau und versuchte dieses oder jenes abzuschauen. Der Rückweg war dann viel schneller, da ich den Umweg über die Seemitte sein liess.

Wieder als Letzte zurück (es muss ja alles seine Ordnung haben), umgezogen und zum Picknick-Tisch kommend, staunte ich nicht schlecht, was da alles ausgepackt dalag, unter anderem ein guter Rotwein mit Weingläsern. Das ganze sah nicht nur einladend und gemütlich aus, es war es auch. Nichts schöneres, als nach dem schlussendlich doch körperlich entspannendem Flössele auch geistig in gemütlicher Runde auszuspannen.

Fazit an diesem Abend: Ich gehe wieder.

Überraschung am nächsten Tag: Ich hatte keinen Muskelkater.

Beatrice

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